Kulinarische Momentaufnahmen
Saturday, 17. November 2018 - von Ariane

Aus Oma Liesels Küche: Krebbel (Kräbbel, Kreppel, Krapfen, Berliner)

Als mir meine Oma letzte Woche verriet, dass sie zum Martinstag Krebbel für´s Gripschen backen wolle, schnappte ich mir prompt meine Tochter und meine Kamera und bin nach Düsseldorf gedüst, um sie dabei zu Filmen.

Musik: Eddie Elkin´s Orchestra

 

Okay, ich übersetze das Ganze noch mal den Menschen, die nicht aus Hessen bzw. dem Rheinland kommen: 

Krebbel (oder auch Kreppel) sind kleine Berliner (in Berlin heißen sie wiederum Pfannkuchen und in Süddeutschland Krapfen) ohne Marmeladenfüllung. Sie schmecken natürlich 1000 Mal besser als jeder gekaufte Berliner, vor allem wenn sie frisch gebacken und noch leicht warm sind.

Meine Oma, die in Hessen aufwuchs und für die Liebe ihres Lebens nach Düsseldorf zog, bäckt diese kleinen zuckersüßen Glücklichmacher auch heute noch nach alter Familientradition in der Karnevalszeit, zum Neujahrstag, zu Geburtstagen oder aber zum Martinstag.

Im Rheinland ziehen die Kinder am Martinsabend mit ihren Laternen von Haus zu Haus, singen Martinslieder und werden dafür mit Süßigkeiten belohnt. Diesen Brauch nennt man Gripschen, und weil meine Oma meine Oma ist und den Kindern nicht einfach Schokolade oder schnöde Bonbons anbieten will, bäckt sie immer frische Krebbel für alle. Das die Schlange vor der Haustür meiner Oma zum Martinstag die längste in der Nachbarschaft ist, erklärt sich von selbst.

Eigentlich gibt es hier im Blog schon ein Krebbel-Rezept, aber der Post dazu ist schon ein Weilchen her und die Zubereitung des Teiges weicht jetzt etwas ab. Weil meine Oma während des Drehs ein bisschen nervös war, hat sie prompt die Butter im Teig vergessen. Souverän wie sie ist, konnte sie den Teig natürlich retten und die Krebbel haben so köstlich geschmeckt wie eh und je. Dem stimmt auch unsere kleine Testesserin ganz besonders zu!

Ursprünglich wollte ich Kristallzucker in der Ernährung unserer Tochter bis zum dritten Lebensjahr  vermeiden, aber als mir bewusst wurde, dass sie dann wahrscheinlich nie in den Genuss all der gebackenen Köstlichkeiten ihrer Uroma kommen würde, entschied ich mich, eine Ausnahme zu machen. Das Gebäck meiner Oma ist für sie nichts Alltägliches und wird immer zu besonderen Anlässen gegessen – so ist es schon seit meiner Kindheit und ich trage die schönsten Erinnerungen daran in meinem Herzen …

Krebbel

Zutaten für etwa 50 Krebbel
500–600 g Mehl
100 g Zucker
1 Pck Trockenbackhefe
250 ml Milch
125 g Butter
½ TL Meersalz
4 Eier
1 Zitrone, abgerieben
½–1 l Sonnenblumenöl zum ausbacken (je nach Gefäß)

Zucker zum Wälzen

Zubereitung

  • 250 g Mehl in eine Schüssel geben. 1 TL Zucker und Hefe dazu geben.
  • Milch lauwarm erhitzen und in die Schüssel geben. Alles verrühren, sodass ein glatter Teig entsteht.
  • Den Vorteig mit einem Tuch abgedeckt etwa 20 Min. an einem warmen Ort gehen lassen, bis die Hefe Blasen wirft. 
  • Butter in einem Topf langsam erhitzen und auflösen. 
  • Nach der Gehzeit das übrige Mehl, lauwarme Butter, Salz, Eier und Zitronenschale zum Vorteig geben und mit der Küchenmaschine zu einem glatten Teig kneten. 
  • Teig auf einer bemehlten Arbeitsplatte mit den Händen kneten, halbieren  und etwa 1 cm dick ausrollen.
  • Mit einem (Altbier)-Glas (Durchmesser etwa 6 cm) Krebbel ausstechen, auf Backpapier legen und gehen lassen. Währenddessen mit dem restlichen Teig genauso vorgehen bis der Teig verbraucht ist.
  • Sonnenblumenöl im Fetttopf erhitzen. Mit einem Holzstäbchen testen, ob das Fett heiß genug ist. (Wenn es Blasen wirft, ist die Temperatur richtig.) Während des Backens sollte die Temperatur immer wieder überprüft werden, das Fett darf nicht zu heiß sein!
  • Je nach Topfgröße 5 Krebbel zusammen von beiden Seiten jeweils etwa 2 Min. goldbraun ausbacken. Die Krebbel müssen dabei oben schwimmen, sich aufblasen und dürfen nicht untergehen. Sie sollten auch nicht zu schnell braun werden, weil sie sonst von Innen nicht gar werden.
  • Krebbel mit einem Schaumlöffel aus dem Fett schöpfen und kurz abtropfen lassen. In Zucker wälzen und komplett auskühlen lassen. Die restlichen Krebbel genauso fertig backen.

Tipp: Reste lassen sich gut einfrieren und wieder im Backofen aufbacken.

Am besten schmecken sie kurz nach dem Auskühlen, wenn sie noch leicht warm sind und der Zucker schön zwischen den Zähnen knirscht.

Kommentare

  1. margot s. - 17. November 2018 at 16:57

    Wunderschön – danke für’s Rezept und für diesen wunderbaren Bericht. Grüße, Margot

  2. Ariane - 17. November 2018 at 20:09

    Liebe Margot, gerne! Ich hoffe die Kerbel gelingen dir. Hab´ ein schönes Wochenende!

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Mizzis Küchenblock | Der Genussblog von Hädecke