Als mir meine Oma letzte Woche verriet, dass sie zum Martinstag Krebbel für´s Gripschen backen wolle, schnappte ich mir prompt meine Tochter und meine Kamera und bin nach Düsseldorf gedüst, um sie dabei zu Filmen.
Okay, ich übersetze das Ganze noch mal den Menschen, die nicht aus Hessen bzw. dem Rheinland kommen:
Krebbel (oder auch Kreppel) sind kleine Berliner (in Berlin heißen sie wiederum Pfannkuchen und in Süddeutschland Krapfen) ohne Marmeladenfüllung. Sie schmecken natürlich 1000 Mal besser als jeder gekaufte Berliner, vor allem wenn sie frisch gebacken und noch leicht warm sind.
Meine Oma, die in Hessen aufwuchs und für die Liebe ihres Lebens nach Düsseldorf zog, bäckt diese kleinen zuckersüßen Glücklichmacher auch heute noch nach alter Familientradition in der Karnevalszeit, zum Neujahrstag, zu Geburtstagen oder aber zum Martinstag.
Im Rheinland ziehen die Kinder am Martinsabend mit ihren Laternen von Haus zu Haus, singen Martinslieder und werden dafür mit Süßigkeiten belohnt. Diesen Brauch nennt man Gripschen, und weil meine Oma meine Oma ist und den Kindern nicht einfach Schokolade oder schnöde Bonbons anbieten will, bäckt sie immer frische Krebbel für alle. Das die Schlange vor der Haustür meiner Oma zum Martinstag die längste in der Nachbarschaft ist, erklärt sich von selbst.
Eigentlich gibt es hier im Blog schon ein Krebbel-Rezept, aber der Post dazu ist schon ein Weilchen her und die Zubereitung des Teiges weicht jetzt etwas ab. Weil meine Oma während des Drehs ein bisschen nervös war, hat sie prompt die Butter im Teig vergessen. Souverän wie sie ist, konnte sie den Teig natürlich retten und die Krebbel haben so köstlich geschmeckt wie eh und je. Dem stimmt auch unsere kleine Testesserin ganz besonders zu!
Ursprünglich wollte ich Kristallzucker in der Ernährung unserer Tochter bis zum dritten Lebensjahr vermeiden, aber als mir bewusst wurde, dass sie dann wahrscheinlich nie in den Genuss all der gebackenen Köstlichkeiten ihrer Uroma kommen würde, entschied ich mich, eine Ausnahme zu machen. Das Gebäck meiner Oma ist für sie nichts Alltägliches und wird immer zu besonderen Anlässen gegessen – so ist es schon seit meiner Kindheit und ich trage die schönsten Erinnerungen daran in meinem Herzen …
Zutaten für etwa 50 Krebbel
500–600 g Mehl
100 g Zucker
1 Pck Trockenbackhefe
250 ml Milch
125 g Butter
½ TL Meersalz
4 Eier
1 Zitrone, abgerieben
½–1 l Sonnenblumenöl zum ausbacken (je nach Gefäß)
Zucker zum Wälzen
Zubereitung
Tipp: Reste lassen sich gut einfrieren und wieder im Backofen aufbacken.
Am besten schmecken sie kurz nach dem Auskühlen, wenn sie noch leicht warm sind und der Zucker schön zwischen den Zähnen knirscht.
Wunderschön – danke für’s Rezept und für diesen wunderbaren Bericht. Grüße, Margot
Liebe Margot, gerne! Ich hoffe die Kerbel gelingen dir. Hab´ ein schönes Wochenende!
Im Oktober 2013 ist mein Buch »Foodblogs und ihre besten Rezepte« im Hädecke Verlag erschienen.
Gourmand World Cookbook Award Winner 2014 for Germany. Category »Blog«.
48 kulinarische Erzählungen und Rezepte von 12 deutschsprachigen Foodblogger/innen. Nachgekocht, fotografiert und genussvoll verzehrt von Ariane Bille. Konzipiert und kreiert als Buch, App und Blog.
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