Update Mai 2013: Alle Interviews, die hier im Blog zu lesen sind, habe ich für das erscheinende Buch in der Caramelized-App (Juni 2013) und im Hädecke Verlag (Herbst 2013) komplett überarbeitet und ergänzt. Hier im Blog sind sie noch in der alten Version zu lesen.
Nach langer Pause habe ich mit Freude wieder ein paar Einträge bei Peppinella gelesen – ein guter Anlass um endlich das schöne Interview mit ihr zu posten. Ich bin ihr immer noch dankbar, dass sie hier trotz Wasserschaden und Hotel-Dauerphase mitgemacht hat. An dieser Stelle sage ich noch mal: Dankeschön, liebe Peppinella!
Ariane: Welches kulinarische Schlüsselerlebnis bewog Dich, einen Blog zum Thema Kulinarik zu starten und wie bist Du generell auf Foodblogs aufmerksam geworden?
Peppinella: Ein kulinarisches Schlüsselerlebnis gibt es eigentlich gar nicht. Irgendwann mal suchte ich ein sizilianisches Rezept, ich weiß gar nicht mehr was es genau war. Nach ewigem Herumklicken wurde ich in einem italienischen Blog fündig. Von da an zappte ich mich regelmäßig durch alle möglichen Foodblogs. Schließlich waren auch deutschsprachige dabei. Irgendwann probierte ich es auch, scheiterte aber wochenlang an mir selbst und meiner schlechten Kamera.
Ariane: In Deinen kulinarischen Geschichten steckt sehr viel Gefühl: Sie sind herzerwärmend, zum Lachen, manchmal auch ein bisschen traurig und zeigen, mit wieviel Leidenschaft Du Dich dem Thema Essen widmest. Woher kommt Deine Liebe zu gutem Essen und wann hast Du darüber hinaus Dein Talent für das Schreiben entdeckt?
Peppinella: Die Liebe zum Essen entdeckte ich erst durch meine Schwiegermutter. Von ihr lernte ich erst richtig kochen (war eine harte Schule; das kann ich Dir sagen). Sie brachte mir, oft lautstark bei, wie aus einfachen, aber guten Produkten wunderbare Gerichte entstehen. Bevor ich Oma Peppinella’s Kochschule besuchte, verzog der Herr Peppinello öfter mal das Gesicht, ob meiner kulinarischen Kreationen, welche ich dann vor Wut mit Tränen würzte. Quintessenz: Die Liebe zum guten Essen kam durch das Verliebtsein in den Herrn Peppinello. Zwangsweise …
Ähm, das »Talent für´s Schreiben«, na ja. Ich schreibe, so wie ich rede. Frei Schnauze. Dabei schieße ich oft übers Ziel hinaus. Gewollt oder ungewollt. Ich weiß gar nicht, wie ich die Frage beantworten soll. Ich habe als Kind wohl schon gerne (haarstäubende!) Geschichten erzählt. In meinem Kopf werden dann aus Mücken Elefanten, und die schreibe ich auf. Klingt bescheuert, oder?
Ariane: Dein Familienleben ist oft ein Thema Deiner Geschichten. Wie stehen Herr Peppinello, Fräullein Peppinella und der kleine Peppinello zu Deinem Blog?
Peppinella: Der kleine Peppinello ist noch zu klein, um zu wissen was ein Blog ist, oder wie das Internet funktioniert. Manchmal steht er neben mir, betrachtet die Fotos in einem Post und sagt dann so Sachen wie: »Booah, genau das Gleiche haben wir ja auch gestern gegessen … «
Das Fräulein Peppinella ist mit 14 Jahren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um viele Gedanken darüber zu verschwenden, was Mutti so bloggt, findet es aber »irgendwie cool«.
Der Herr Peppinello war zunächst äußerst skeptisch, ob der Dinge, die ich da aus unseren vier Wänden preisgab. Mittlerweile hat sich das, aufgrund des großen Zuspruchs aber gelegt. Er ist bei »Peppinella« der eigentliche Star, ohne den wohl niemand den Blog überhaupt lesen würde. Sagt er. Er wartet insgeheim auf seinen eigenen Stern auf dem Walk-of-fame …
Ariane: Im Gegensatz zu mehreren Deiner eifrigen Kollegen bloggst Du eher selten. Wieso kommst Du so selten zum Schreiben oder anders gefragt, was macht Peppinella, wenn sie nicht gerade kocht oder bloggt?
Peppinella: Ich bewundere die »Daily-Blogger«, wie zum Beispiel die unermüdliche Bolli von Bolli’s Kitchen, die super-organisierte Natalie aus der Cucina Casalinga, den (alle überstrahlenden) Robert von Lamiacucina und viele mehr.
Von allen weiß ich: Sie haben keine Kinder im Haus. Ich hingegen schon. In »wirklichen« Leben dreht sich bei mir ebenfalls alles um Essen und Trinken. Ich bin mit der Gastronomie aufgewachsen. Der Herr Peppinello und ich sind seit vielen Jahren in diesem Bereich tätig.
Ariane: Du hast einen ganz besonderen Erzähl-Stil, sprichst Deine Leser immer persönlich an und gibst ihnen das Gefühl, live neben Dir am Herd zu stehen. Wie stellst Du Dir den »Peppinella kocht dir was«-Leser vor und warum glaubst Du werden Deine Geschichten und Rezepte so gerne gelesen?
Peppinella: Du stellst vielleicht Fragen … Ich weiß es selbst nicht. Ich glaube nicht, dass meine Rezepte exorbitant sind. Eher traditionell. Viele lesen wohl wegen der »Home-Stories«. Ach Quatsch. Sie lesen nur wegen Herrn Peppinello (sagt er).
Ariane: Von Deinen Lesern wurdest Du in Kommentaren häufiger angeregt, ein Buch zu schreiben. Hast Du diesen Gedanken schon mal ernsthaft in Erwägung gezogen und wenn ja, welche Art von Buch würdest Du Dir vorstellen?
Peppinella: Jaaa … (Die Kamera schwenkt in Großaufnahme auf die Bloggerin … Peppinella schaut zögernd in der Gegend herum) Sagen wir mal so: Möglich ist alles. Irgendwann. (Peppinella windet sich um die Antwort herum und schaut zu Boden.)
Ariane: Was macht aus Deiner Sicht ein gutes Kochbuch aus und welches ist Dein Liebstes?
Peppinella: Ich habe nicht viele Kochbücher. Ich habe ja meine Schwiegermutter …
Ich weiß nicht, wie ein gutes Kochbuch sein soll. Ich kann dir aber sagen, welche ich doof finde: Die mit dem Titel »Original Italienisch«, dann bleibt mir beim Durchblättern oft vor Entsetzen die Spucke weg.
Ariane: Jetzt ist Deine Phantasie gefragt: Wie würdest Du Dir einen gemeinsamen Abend mit der Hedonistin von »Low Budget Cooking« vorstellen? Würdet ihr zusammen kochen und wenn ja, wie würde das Menü aussehen?
Peppinella: Die Hedonistin erzählt immer so schön, ich weiß gar nicht, ob wir beide zum Kochen kämen … vielleicht ein schnelles Tellerchen Spaghetti al Sugo und vorweg eine kleine Mozzarella. Damit wir schneller die Münder leer hätten … zum Reden.
Ariane: Vielen Dank für das Interview!
Im Oktober 2013 ist mein Buch »Foodblogs und ihre besten Rezepte« im Hädecke Verlag erschienen.
Gourmand World Cookbook Award Winner 2014 for Germany. Category »Blog«.
48 kulinarische Erzählungen und Rezepte von 12 deutschsprachigen Foodblogger/innen. Nachgekocht, fotografiert und genussvoll verzehrt von Ariane Bille. Konzipiert und kreiert als Buch, App und Blog.
»Das Buch bringt viele Perspektiven zusammen und kommt so der kulinarischen Bewegung im Web erstaunlich nahe – ihren Protagonisten und Motiven, der Kochlust samt Rezepten.« Valentinas-Kochbuch